Marquardkapelle Stift Wilten Innsbruck


                                                                                     Foto: Stift Wilten

Höttinger Breccie

 

"Seit  mehr als 860 Jahren wird hinter diesen Mauern gebetet, wird Gott als die Mitte unseres Lebens mehrmals am Tag gelobt und gepriesen...So dürfen wir unsern ersten Abt, den seligen Marquard um seine fürbittende Begleitung bitten, damit auch in den nächsten Jahrhunderten ...der feierlich gesungene Lobpreis hier nie verstumme. Die Mitte dieser Marquardkapelle bilden ab jetzt ein von Peter Bär hergestellter Altar und Ambo aus Höttinger Breccie, das Material der alten Säule, die diesen Raum trägt. Dieser Altar, in dem eine Reliquie  des seligen Marquard beigesetzt wird, soll das Zentrum sein für Suchende und nach Gott Ringende..." Mag. Raimund Schreier, Abt des Stiftes Wilten. Gesamter Text aus dem Katalog "Peter A. Bär - Steine", Kunstraum Kirche, siehe: Zur Geschichte der Marquardkapelle

"Man wähnt sich urplötzlich im Mittelalter, betritt man die kürzlich im Prämonstratenserstift Wilten, Innsbruck, eingeweihte Marquardkapelle mit ihrem Nebenraum, dem kleinen Wernhersaal. Beide Räumlichkeiten stammen aus dem 12. Jahrhundert und dienten lange Zeit als Abstellraum. Jetzt sind sie mit viel Kunstsinn revitalisiert worden und tragen die Namen zweier im Kloster als selig verehrter Äbte. In schöner Übereinstimmung mit dem spätromanischen Gewölbe und dem schweren Mauerwerk aus Sill-Bachsteinen hat der Innsbrucker akademische Bildhauer Peter A. Bär im Auftrag des Stiftes einen archaisch anmutenden Altar mit Ambo aus Höttinger Breccie geschaffen. Das grobkörnige Material und die gelassenen Formen des Sakralinventars fügen sich harmonisch in die durchgeistigte Atmosphäre der Kapelle." Helga Reichert, Salzburger Nachrichten


                                                                                      Foto: Stift Wilten

Ambo

"Am Beispiel des Wilteners Altars und Ambos von Peter A. Bär für die Marquardkapelle wird sehr schön sichtbar, wie zeitgenössisches Kunstschaffen unbeschadet seiner Autonomie auch den konkreten liturgischen Aufgaben zu entsprechen vermag. Ja, Auftrag und freie Formfindung können sich gegenseitig anregen. Obwohl Altar und Ambo die ersten Auftragsarbeiten dieser Art für Peter A. Bär sind (dem Stift sei Dank!), stehen sie in einer künstlerisch sehr konsequenten Werkgeschichte seines streng formalen Arbeitens mit sparsamen inhaltlichen Symbolisierungen. Eine besondere Affinität kommt diesen Objekten aus Höttinger Breccie dabei zur Architektur des vorgegebenen Raumes zu, mit den alten Fundamentquadern der Stiftskirche und der zentralen Säule aus eben diesem Gestein. Sowohl die komprimierte Kosmosgeschichte im Stein selbst wie auch das bearbeitete Objekt oder der Stein als Bauelement für die Kirchenfundamente sind theologisch relevant: Der Stein repräsentiert die Vorgegebenheit, das Eigengewicht der Schöpfung, worin schon das Wasserzeichen Christi, des Schöpfungsmittlers, aufscheint, symbolisiert durch die Formen 'Opferstein' bzw. 'Tisch' des Mahles; als Stein im Fundament verkörpert er den Eckstein, den die Bauleute verworfen haben (vgl. Apg 4,11), und die lebendigen Bausteine, die wir am Aufbau des Leibes Christi bilden sollen.
Neben Altar und Ambo verweisen auch die in der Ausstellung gezeigten Steinarbeiten auf das spirituelle Gewicht von Peter Bärs gesamten künstlerischem Schaffen. Wenn es richtig ist, dass die verschiedenen Kunstgattungen füreinander komplementär sein können - sich konstruktiv anregend und vielleicht einander kritisierend -, so bedeutet das Arbeiten am Stein immer auch ein korrektives Eigengewicht gegenüber der Leichtfüßigkeit und Vergänglichkeit mancher oft allzu experimenteller, ästhetischer Produktionen heute. Das Widerständige von Kunst bis in das Material hinein wird nachdrücklich deutlich; es geht etwas von einem ganz anderen auf, die Schwerkraft des Materials, die Macht des Kosmischen, dessen Unverfügbarkeit, auch Ambivalenz, die dennoch durch die Form im Ansatz gebändigt erscheint. Auch die Steine der Religionsgeschichte wie Stelen, Obeliske, Menhire, Grab-, Opfer-, Göttersteine, bekunden dies. Die Objekte von Peter A. Bär, ob aus Osttiroler Serpentin, Waldviertler Granit oder Kramsacher- bzw. Krastaler Marmor gearbeitet, sind analoge Urformen. Seine Blöcke entbergen Formen, die diesen selbst inhärent zu sein scheinen. Sein Meißel legt Adern frei, als würde geronnenes Leben wachgerufen aus einer geologischen Vorzeit. Trotz einer gewissen Vertrautheit der Gestaltung ist diese immer gegen den Strich des Eingängigen erarbeitet, die Widerständigkeit des Seienden achtend. Des Bildhauers Haltung vor dem Stein ähnelt von fern der des Sisyphos, wie ihn Camus schildert: unromantisch, zäh, eine 'verschwiegene Freude' vermittelnd." Univ. Prof. Dr. Gerhard Larcher, Vorstand des Institutes für Fundamentaltheologie der Universität Graz, Arbeitskreis "Kunstraum Kirche"

 

"Vier Räume, die im Stift Wilten nahe der Pforte liegen und in denen alte Mauern aus dem 12. Jahrhundert freigelegt wurden, sind künftig Stätten des Gebetes, der Kunst und der Besinnung. Bisher  dienten die Räume lediglich als Abstellkammern. Am Samstag weihte Abt Raimund Schreier im Parterre eine neue Kapelle ein. Sie ist nach dem seligen Marquard, dem ersten Abt des Stiftes, benannt. Mit großem Einfühlungsvermögen hat der Innsbrucker Künstler Peter A. Bär aus Höttinger Breccie dazu den Altar und den Ambo angefertigt." Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck

"Am liebsten arbeitet Peter A. Bär mit Hammer und Meißel. Viele der Steine tragen die Spuren des Spitzeisens, kurze Linien und Punkte. Sie sind parallel nebeneinander gesetzt oder wie Strahlen auf eine Mitte hin gerichtet. Immer haben diese Meißelspuren eine Ordnung, die aber nicht immer klar zu erkennen ist. Manchmal überziehen sie die Oberfläche des Steins mit feiner Bewegung, als würde ein Windhauch über eben noch glatt gewesenes Wasser streichen." Gustav Schörghofer SJ, Zit. aus Katalog "Peter A. Bär - Steine", Kunstraum Kirche, Stift Wilten
Gesamter Text aus dem Katalog "Peter A. Bär - Steine", Stift Wilten, Kunstraum Kirche, siehe: Den Steinen begegnen

 


                                                                             Foto: Stift Wilten

Weihwasserstein
kam später zu Altar und Ambo

"Bachsteinmauern aus dem 12. Jahrhundert, antike Kreuzgewölbe und stämmige Säulen aus Höttinger Breccie als Einhausung für eine Rumpelkammer: Diesen Zustand zu beenden, war im Stift Wilten längst geplant. Den Stein ins Rollen brachte aber erst der Prämonstratenser Lambert Probst. Bildhauer Peter A. Bär: "Lambert sah meine Werke und sagte spontan: ,Du musst einen Altar fürs Stift Wilten machen!" Abt Raimund Schreier beauftragte dann Peter A. Bär, Altar und einen Ambo für die Marquardkapelle zu errichten. Ein Werk, das prächtig gelang und wie angegossen ins antike Gewölbe passt. Bär legte seinen Meißel bei diesem Kunstwerk an die berühmte Höttinger Breccie. Einen Stein, der bis ins 20. Jahrhundert im Höttinger Steinbruch (bei Innsbruck) abgebaut wurde." Hans Licha, Neue Kronenzeitung

 

"Seit das Heilige in Verkündigung und Lehre, in rationaler Reflexion und moralischer Forderung durch die Reduzierung auf die beschränkten Möglichkeiten der verständlichen verbalen Sprache seiner absoluten Transzendenz und seiner Qualität als Mysterium beraubt zu sein scheint, ist die Kunst als Hüterin und als Garant des Heiligen herausgefordert.

Höchste Kunst ist nicht überflüssiger Luxus, sondern sie hat gerade in der Gegenwart eine unverzichtbare Aufgabe!
Höchste Kunst bringt die Geschwätzigen zum Schweigen, die Zerstreuten zur Sammlung, die Oberflächlichen zur Tiefe und die Sehenden zu staunender Einsicht. Höchste Kunst auch für die Feier der Liturgie, die Feier der Mysterien des Glaubens, zu schaffen und bereitzustellen bedeutet behutsames Hinführen zum Heiligen, ist Dienst am Glauben und darum auch Heilsdienst gegenüber der Welt - tiefste Würde vollendeter Kunst!

Hier ist es gut sein! - 
Hier wollen wir bleiben! - 
Hier ist Leben! - 
Hier ist Friede! - 
Hier ist Gott!" 

Univ. Prof. Dr. Philipp Harnoncourt, Institut für Liturgiewissenschaft der Universität Graz, Zit. aus Katalog "Peter A. Bär - Steine", Kunstraum Kirche, erschien anlässlich der Errichtung des Altares
Gesamter Text aus dem Katalog "Peter A. Bär - Steine", Kunstraum Kirche , siehe: Der Altar im christlichen Verständnis

 

Text von Dr. Sieglinde Hirn, Kunsthistorikerin, im Katalog "Peter A. Bär - Steine", Stift Wilten, Kunstraum Kirche: Text Dr. Sieglinde Hirn

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